Fünf Augusttage lang (22. bis 28.8.) behandelt die ACHEMA in Frankfurt die Topthemen der Chemiebranche. Die Weltleitmesse der internationalen Prozessindustrie zieht in diesem Jahr Aussteller aus über 50 Ländern an, die auf 130.000 qm ihre Produkte für Chemie, Pharma, Biotechnologie, Energie und Umwelt präsentieren. Dazu kommen Thementage und Vortragsrunden, die sich unter anderem um Wasserstoff, Defossilisierung und digitale Laborlösungen drehen.
Chemie unter Druck
Und das Weltforum für zukunftsweisende Technik und internationales Networking kommt dringender denn je: Bei der Eröffnungspressekonferenz am 22. August formulierte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie Wolfgang Große Entrup zurecht sehr deutlich, dass die Chemieindustrie sich am Limit und in einer Zeit „maximaler Unsicherheit“ befände. Daran schloss Große Entrup einen Appell an die Politik an, leistbare Forderungen im Bereich der Transformation an die Unternehmen zu stellen.
Themen, die die Branche bewegen
Doch zurück zu den Thementagen: Der zweite Thementag (23. August) zur „Fossil Free Production“ befasste sich mit dem ehrgeizigen und wichtigen Ziel, den Einsatz fossiler Rohstoffe für die Produktion schrittweise zu verringern. In der Session Polymers from renewable carbon sources for circular economy war Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer des Kunststofferzeugerverbandes Plastics Europe Deutschland, mit dem Vortrag „How we dare: Our path to a climate neutral future“ vertreten.
Kunststoff-Verdreifachung bis 2060
In seinem Vortrag führte Bühler aus, wie sehr Kunststoffe in den vergangenen Jahrzehnten ein essenzieller Teil unseres Lebens geworden sind – und der globale Bedarf an Kunststoffen mit steigendem Wohlstand weiterhin wachsen wird. Die Schattenseiten dieser Erfolgsgeschichte, von Littering bis zum Thema Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen, seien schon heute ein ernsthaftes Problem. Dabei prognostiziere die OECD laut Bühler, dass sich die Kunststoffproduktion bis 2060 global sogar verdreifachen (!) werde. Dieser Bedarf und das daraus erwachsende Entsorgungsproblem könne nur durch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft gelöst werden, so Bühler. Die Art und Weise des Wirtschaftens unserer Industrie habe sich zügig fundamental zu verändern.
(Klimaneutrale) Kreislaufwirtschaft als Lösung
An die Stelle eines linearen und wenig nachhaltigen Wirtschaftens müsse eine klimaneutrale und defossilisierte Kreislaufwirtschaft treten: Im Kern ginge es dabei um ein smartes Produktdesign, das Material einspart sowie späteres Recycling bereits mitdenkt. Entscheidend seien zudem Schlüsseltechnologien wie hochmoderne Recyclinglösungen – mechanisch wie chemisch – sowie das Nutzen von Biomasse und CO2 als alternative Rohstoffe für die Kunststoffproduktion. Und es brauche Rückenwind gerade von Seiten der Politik, für die es gelte, ehrgeizige, aber auch realistische Nachhaltigkeitsziele zu setzen und dezidiert kreislauffähige Innovationen zu fördern.
Weitere Informationen zu den Thementagen sowie zur ACHEMA 2022 im Allgemeinen finden Sie auf der Messe-Website.