Ökosystem Ozean im Fokus
Vom 27. Juni bis zum 1. Juli findet die UN Ocean Conference in Lissabon statt. Organisiert wird sie gemeinsam von den Regierungen Kenias und Portugals. Die Konferenz befasst sich mit einer ganzen Reihe an Themen – von der Kartierung und weiteren Erforschung des Ozeans bis hin zu einer Fischerei, die die Vielfalt in den Meeren nachhaltig sichert. Der Aspekt der Nachhaltigkeit und die Sicherung des Ökosystems Ozean sind dabei die verbindenden Elemente der Konferenz.
So ist es nur konsequent, dass sich bereits der erste Programmpunkt im Anschluss an die Eröffnung der UN-Konferenz der Verschmutzung der Weltmeere widmet. Aber auch an den weiteren Konferenztagen wird Marine Litter eines der meistdiskutierten Themen sein.
Marine Litter als zentrale Herausforderung
Die Herausforderung des Meeresmülls geht die Kunststoffindustrie direkt an. Weltweit landen ausgediente Kunststoffe – oftmals über Umwege wie Flüsse – in den Ozeanen. Die Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean sind dabei zum Teil nicht einmal abschließend erforscht. Dass dieser Zustand absolut inakzeptabel ist und jeder Form von Nachhaltigkeit widerspricht, ist schon heute klar. Er geht insbesondere auf den Umgang mit Abfall in den Regionen der Welt zurück, in denen es keine funktionierenden Abfallsammel- und Managementsysteme gibt. Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren, diese endlich zügig aufzubauen, denn leider passiert bislang noch viel zu wenig, um den Zustrom von Abfällen in Gewässer zu stoppen.
Globale Infrastrukturen für die Sammlung von Abfällen
Als entwickelte westliche Welt und auch als Industrie stehen wir in der Verantwortung, Regionen mit Nachholbedarf wesentlich mehr zu helfen als bislang. Schon heute ist die EU der größte Geber internationaler Hilfe in der Welt und stellt jährlich mehr als 50 Milliarden Euro für die Entwicklungshilfe bereit. Dabei gilt es, künftig eine noch stärkere Rolle als Partner für Projekte einzunehmen, die unsere Ozeane weltweit schützen und mithelfen, dass Abfälle gesammelt und entsorgt werden. Die Kunststoffindustrie unterstützt mit Ressourcen und Know-how, und hat bereits 2011 mit einer globalen Deklaration weltumspannende Maßnahmen gestartet.
Zirkuläre Wertkunststoffe landen nicht im Ozean
Parallel zu diesen Initiativen gibt es noch mehr zu tun: Wir müssen Anwendungen aus Kunststoff zirkulärer machen, sodass sie besser zu recyceln sind – und somit nicht mehr als Abfall, sondern immer als wertvolle Ressource gesehen werden. Wir müssen die Recyclingtechnologien verbessern, sodass nicht nur mehr recycelt werden kann, sondern die Rezyklate dank besserer Qualität auch attraktiver werden. Und wir müssen offen sein für ergänzende Technologien wie chemische Recyclingverfahren, die auch solchen Kunststoff-Anwendungen wieder einen Wert geben, die trotz aller Anstrengungen nicht auf herkömmlichem Wege recycelbar sind. Denn selbst wenn die Abfallsammelsysteme global massiv ausgebaut werden: Der echte Anreiz zum verantwortungsvollen Umgang ist es, Kunststoffen zu jedem Zeitpunkt einen Wert zu geben, der sie zu einem handelbaren Rohstoff macht.
Transportverluste als Eintragsweg
Und schließlich müssen wir auch solche Eintragspfade in die Meere abschnüren, die bei Produktion und Logistik anfallen, also Pellets, Flocken oder Pulver, die beim Transport in die Natur gelangen. Mit dem Programm Operation Clean Sweep stemmen sich bereits heute mehr als 700 europäische Unternehmen und Institutionen diesem Problem entgegen. Kunststoffhersteller, Transport- und Recyclingbetriebe und Teile der Transportinfrastruktur haben sich mit dem Slogan Zero Pellet Loss das Ziel gesetzt, vollständig zu verhindern, dass Kunststoffgranulate bei Transport, Produktion und Recycling nicht in die Natur gelangen.
Wir sehen: Beim Thema Marine Litter, das bei der UN Ocean Conference eine ganz zentrale Rolle spielt, gibt es viel zu tun. Es braucht ein Bündel an Maßnahmen, um Mülleinträge überall auf der Welt zu reduzieren. Auf dem Weg hin zu einem neuen Umgang mit Abfällen sowie zu mehr Respekt für unsere Ökosysteme kann die UN Ocean Conference zu einem Meilenstein werden. Dass sie zu Beginn der UN-Dekade Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 – 2030 stattfindet, in der die UN einen besonderen Fokus auf die Weltmeere legt, sollte uns im Kampf gegen die Verschmutzung der Meere zuversichtlich stimmen!