Fachpressetag Plastics Europe Deutschland 2022

Jedes Jahr veranstaltet Plastics Europe Deutschland, der Verband der Kunststofferzeuger, seinen Fachpressetag, meistens unmittelbar rund um den Frühlingsbeginn. Und so war es auch in diesem Jahr wieder. Rund zwei Dutzend Teilnehmende quer durch die Fachpresse fanden – hoffentlich zum letzten Mal ausschließlich digital – am 15. März 2022 den Weg zu einer spannenden Veranstaltung, in der sich (fast) alles um die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft drehte.

Fast alles, da Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland und Gastgeber der Veranstaltung, eingangs auch einige Worte zur Invasion Putins in der Ukraine sprach, die selbstverständlich – nicht nur aus Gründen der Auswirkungen auf Lieferketten und Co.! – nicht unerwähnt bleiben konnte. Eine Zeitenwende, die zudem auch verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass unsere Industrie den Weg der Entkopplung von fossilen Rohstoffen endlich konsequenter und mutiger beschreitet und Ressourcen insgesamt effizienter im Kreis führt.

Apropos Kreislaufwirtschaft: Dr. Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut, macht als erster Referent mit seinem Vortrag zum Thema des Tages den Auftakt. Neben den enormen Chancen betonte er auch, wie schwierig sich der Weg dorthin noch gestaltet. Trotz exzellenter theoretischer Debatte, Kriterienkataloge und innovativer Forschungsprojekte. Denn derzeit würde, so führte Dr. Wilts aus, schlichtweg noch zu wenig umgesetzt. Im Kontext eines stark ansteigenden Gesamtressourcenverbrauchs weltweit, der hohe CO2-Emissionen und massives Artensterben nach sich ziehe, sei es aber höchste Zeit, sich an die Umsetzung zu machen!

Genau hier knüpfte Sabine Nadherny-Borutin, Generalsekretärin von PlasticsEurope Austria, an. Sie stellte insbesondere die österreichische Initiative Carbon Cycle Circle vor, die aus Unternehmen der Branche, Forschungseinrichtungen und Kunststoff-Think Tanks besteht. Gemeinsam bringen sich diese Akteure als starkes Netzwerk in die Diskussionen um Kreislaufwirtschaft, Klimaneutralität und Ressourcenschonung ein und können aufgrund ihrer Expertise auch gegenüber Regierung und Co. sehr konkrete Vorschläge und Konzepte entwickeln, um die Kreislaufwirtschaft schon heute zu stärken – und sich, wie von Dr. Wilts angemahnt, direkt an die Umsetzung zu machen.

Als dritter Referent sprach Dr. Alexander Kronimus, Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Kunststofferzeugerverband, zu den Vertretern der Fachpresse. In seinem Vortrag stellte Dr. Kronimus die zirkulären Technologien vor, welche die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft rund um Kunststoffe zur Realität machen sollen. Weg von fossilen Energieträgern und hin zur Kreislaufführung: Diese zwei Ziele könnten gleichzeitig erreicht werden, indem Kunststoffe etwa u.a. mit CO2 hergestellt werden, das so in Kunststoffen gebunden wird und nicht mehr in die Atmosphäre gelangt. Auch Kunststoffe aus Biomasse, v.a. aus Bio-Reststoffen wie organischem Abfall, könnten gleichermaßen in diese beiden Ziele einzahlen. Und auch die zirkuläre Technologie des Recyclings sei laut Dr. Kronimus beim Thema Kreislaufführung natürlich essenziell. Konkret ginge es dabei um eine Weiterentwicklung des mechanischen Recyclings sowie großtechnische Anlagen für das chemische Recycling.

Dass dieses chemische Recycling oftmals unterschätzt wird und dieser Verwertungsmethode fälschlicherweise ein viel höherer Energieverbrauch unterstellt wird, als es tatsächlich zutrifft, zeigte Prof. Dr. Dieter Stapf vom KIT Karlsruhe auf. Um die Recyclingziele zu erreichen, existiere in der EU ein zusätzlicher Bedarf von 11 Mio. Tonnen Kunststoffabfällen bis 2030. Mit Mischkunststoffabfällen und dem mechanischen Recycling allein seien diese Mengen nicht zu erreichen. Das chemische Recycling hingegen ermögliche mit relativ geringem Energieaufwand – ein kleiner Teil der Kunststoffabfälle (mittlerer einstelliger Bereich) sei bereits ausreichend zur Energiegewinnung – ein viel umfassenderes Recycling. Schwieriger sei es, das hohe Temperaturniveau zu erreichen und dafür benötige es nun endlich auch großtechnische Anlagen mit dauerhaft hohem Materialumsatz.

So wurde auch beim Fachpressetag 2022 von Plastics Europe Deutschland wieder einmal deutlich: Es stehen gewaltige Investitionen im Raum, die notwendig sind, um sämtliche zirkuläre Technologien im großen Maßstab umzusetzen. Nun liegt es ebenso an der Branche wie an der Politik, diese Potenziale der Zukunft zügig Realität werden zu lassen!