Kunststoff- und Chemieindustrie unterstützten das UN-Plastikabkommen

FAQ: Kunststoff-Pellets und Mikroplastik in Gewässern

Häufige Fragen zu Kunststoff-Pellets und Mirkoplastik in Gewässen:

Was sind Kunststoff-Pellets und wofür werden sie verwendet?

Kunststoff-Pellets sind kleine Körnchen aus Plastik, typischerweise 1–5 Millimeter groß. Dieses Granulat ist der Rohstoff für nahezu alle Plastikprodukte, von Verpackungen über Spielzeug bis zu technischen Bauteilen. In der Kunststoffproduktion und -verarbeitung werden Pellets genutzt, weil sie sich leicht transportieren, lagern und verarbeiten lassen. Hersteller können sie unkompliziert schmelzen und zu neuen Produkten formen.

Wie gelangen Plastik-Pellets in die Umwelt?

Obwohl die Kunststoffindustrie strenge Qualitäts- und Sicherheitskontrollen durchführt, kommt es entlang der Lieferkette immer wieder zu unbeabsichtigten Verlusten von Pellets. Bereits bei der Produktion oder Verpackung können Pellets verschüttet werden. Passiert das außerhalb geschlossener Anlagen, werden die Körnchen oft vom Wind oder Regen in die Kanalisation gespült und gelangen schließlich in Flüsse und Meere. Auch beim Transport (etwa per Lkw, Bahn oder Schiff) und beim Umfüllen besteht die Gefahr, dass Plastikgranulat daneben geht. Zum Beispiel, wenn Transportsäcke beschädigt sind, oder beim Verladen nicht ausreichend aufgepasst wird. Auf diese Weise können Pelletverluste auftreten, ohne dass es jemand sofort bemerkt. Größere Unfälle, etwa beschädigte Container auf Frachtschiffen, sind sehr selten, aber wenn sie passieren, können schlagartig große Mengen von Pellets ins Meer freikommen.

Industrielles Kunststoffgraunulat und Kunststoffpartikel können bei Herstellung, Transport, Verarbeitung und Recycling verloren gehen.
Industrielles Kunststoffgraunulat und Kunststoffpartikel können bei Herstellung, Transport, Verarbeitung und Recycling verloren gehen.

Wie viele Plastik-Pellets gehen verloren?

Nach Schätzungen der EU-Kommission gingen allein im Jahr 2019 europaweit zwischen 52.000 und 184.000 Tonnen Kunststoff-Pellets in die Umwelt verloren. In Deutschland bezifferte das Fraunhofer-Institut UMSICHT den jährlichen Eintrag auf etwa 15.000 Tonnen Plastikgranulat. Kunststoff-Pelletverlust sind damit eine relevante Quelle für Mikroplastik. In der EU zählen Pelletverluste den Angaben zufolge sogar zur viertgrößten Ursache unbeabsichtigter Mikroplastikfreisetzung, nach Reifenabrieb, der Freisetzung bei der Abfallversorgung, und Abrieb von Bitumen im Asphalt. Die Zahlen zeigen deutlich, dass hier ein ernstzunehmendes Umweltproblem vorliegt, das eingedämmt werden muss.

Der Verlust von Kunststoffgranulat ist eine relevante Quelle für Mikroplastik. Der größte Verursacher von Mikroplastik, ist in Deutschland Reifenabrieb.
Der Verlust von Kunststoffgranulat ist eine relevante Quelle für Mikroplastik. Der größte Verursacher von Mikroplastik, ist in Deutschland Reifenabrieb.

Werden Kunststoff-Pellets auch in unseren Gewässern gefunden?

Ja. Kunststoff-Pellets werden längst nicht nur an fernen Meeresküsten angespült, sondern auch in Binnengewässern nachgewiesen. Besonders in Industriegebieten mit Kunststoffverarbeitung wurden vermehrt Pellets in Flüssen und an Ufern entdeckt. Eine aktuelle Untersuchung in Nordrhein-Westfalen lieferte konkrete Zahlen: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW (LANUK) hat 2025 den Rhein und industrielle Abwassereinleitungen gezielt auf primäre Mikroplastikpartikel untersucht. Im Rhein selbst fanden sich an mehreren Messstellen 0,6 bis 3,6 Plastik-Partikel pro Kubikmeter Wasser. In den Direkteinleitungen von Fabriken wurden jedoch teils deutlich höhere Konzentrationen gemessen – je nach Standort zwischen 0,95 und 2.571 Mikroplastik-Pellets pro Kubikmeter Abwasser. Ein Kubikmeter entspricht dabei etwa fünf gefüllten Badewannen Wasser. Der Höchstwert betraf jedoch vor allem eine einzelne Probe; die meisten lagen in der Regel unter 20 Pellets pro Kubikmeter). Diese Studie bestätigte, dass Plastik-Pellets punktuell in Gewässer gelangen, wenn auch die Belastung je nach Ort stark variiert.

Welche Folgen hat die Verschmutzung durch Plastik-Pellets?

Gelangen die kleinen Plastikpartikel in die Umwelt, können sie erhebliche Schäden anrichten. Zum einen sind die meisten Plastik-Pellets nicht biologisch abbaubar. Sie können Jahrzehnte und länger in Gewässern verbleiben, ohne sich zu zersetzen. In dieser Zeit können sie von Tieren aufgenommen: Fische, Seevögel, Meeressäuger und Schildkröten verwechseln Pellets und andere Kunststoffstücke mit Nahrung. Außerdem kann eine Anreicherung von Mikroplastik in der Nahrungskette stattfinden. So wurde Mikroplastik bereits in den Mägen von Prädatoren etwa bei Seevögeln  wiedergefunden. [CB2] [JL3] Deshalb ist es so wichtig, ihren Eintrag in die Umwelt zu verhindern.

Was unternehmen die Hersteller, um Pelletverluste zu vermeiden?

Die Kunststoffindustrie ist sich des Problems bewusst und arbeitet bereits mit verschiedenen Initiativen und Maßnahmen, um Pelletverluste einzudämmen. Eine branchenweite Initiative ist „Operation Clean Sweep” (OCS), ein freiwilliges Programm der Kunststoffhersteller mit dem Ziel „Zero Pellet Loss“, also Null Granulatverlust.

Plastikproduzenten, Logistikunternehmen und Verarbeiter entlang der gesamten Lieferkette schließen sich OCS an und verpflichten sich zu konkreten Schritten. Dazu gehören zum Beispiel optimierte Abläufe in den Werken, um Verschütten von Anfang an zu verhindern, sofortige Eindämmung und Reinigung bei Zwischenfällen, sowie regelmäßige Mitarbeiterschulungen zur Sensibilisierung. Auch Lieferanten und Transportpartner werden eingebunden, damit überall sorgsam mit den Pellets umgegangen wird.

Die Beteiligung am OCS-Programm ist in Europa stark gewachsen. Seit 2019 ist OCS für alle Mitglieder von Plastics Europe, dem europäischen Kunststofferzeuger-Verband, verpflichtend, und inzwischen haben sich über 1.400 Unternehmen in Europa angeschlossen. Viele große Kunststoff-Unternehmen haben intern das Ziel ausgegeben, keine Pellets mehr zu verlieren, und investieren in Verbesserungen, zum Beispiel spezielle Filtersysteme in Abflüssen, Abdeckungen für Förderanlagen, regelmäßige Audits der Prozesse.

Neben technischen Lösungen setzt die Industrie auch auf Aufklärung und Verantwortung. Jeder Mitarbeitende, vom Produktionswerker bis zum Lkw-Fahrer, soll verstehen, wie wichtig ein sorgfältiger Umgang mit dem Granulat ist. Die Hersteller wollen das Problem somit an der Wurzel packen, damit Kunststoff-Pellets gar nicht erst in die Umwelt gelangen.

Spezielle Filtersysteme in Abflüssen, Abdeckungen für Förderanlagen und sensibilisierung der Mitarbeitenden kann helfen Pelletverluste zu verhindern.
Spezielle Filtersysteme in Abflüssen, Abdeckungen für Förderanlagen und sensibilisierung der Mitarbeitenden kann helfen Pelletverluste zu verhindern.

Welche Regeln und Gesetze gibt es zur Vermeidung von Pellet-Verlust?

Bisher basierten die Maßnahmen gegen Pelletverluste vor allem auf freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie. Verbindliche gesetzliche Vorgaben waren rar. Das ändert sich jedoch gerade. Auf EU-Ebene wurden 2025 neue Vorschriften auf den Weg gebracht, um die Freisetzung von Kunststoffgranulat wirksam zu reduzieren.

Europaparlament und EU-Staaten einigten sich im April 2025 grundsätzlich auf eine Verordnung, die Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette zu präventiven Maßnahmen verpflichtet. Künftig muss jedes Unternehmen, das mit Plastik-Pellets umgeht (Produktion, Transport oder Verarbeitung), einen Risikomanagement-Plan erstellen. Darin sind konkrete Vorkehrungen festgelegt, etwa sichere Verpackungen, geschützte Be- und Entladeverfahren, regelmäßige Mitarbeiterschulungen sowie die Bereitstellung geeigneter Ausrüstung, um Verluste zu verhindern.

Unfallbedingte Verluste von Pellets müssen sofort den Notfallstellen gemeldet und zügig beseitigt werden. Für solche Fälle werden nun Notfallpläne vorgeschrieben. Größere Firmen, die jährlich über 1.500 Tonnen Granulat handhaben, sollen zudem ein Zertifikat eines unabhängigen Prüfers vorlegen, dass die Umsetzung der Maßnahmen bestätigt. Kleinere Betriebe müssen zumindest eine Selbstverpflichtungs-Erklärung abgeben. Wichtig ist auch, dass die Regeln für Importeure und Transportunternehmen aus Nicht-EU-Ländern gleichermaßen gelten, damit kein Umgehungsschlupfloch entsteht.

Die Verordnung wird voraussichtlich in den nächsten Jahren in Kraft treten und könnte den Verlust von Plastik-Pellets laut EU-Schätzungen um über 50 % reduzieren. Die Kunststoff-Branche begrüßt diese Schritte, da sie für alle Beteiligten in Europa gleiche Standards schaffen und helfen werden, das gemeinsame Ziel zu erreichen: Mikroplastikverschmutzung gar nicht erst entstehen zu lassen.