Neue Daten zeigen schrumpfende Marktanteile, sinkende Umsätze und eine stockende Transformation zur Kreislaufwirtschaft.
Brüssel, 08. Oktober 2025 – Der Report Plastics – the Fast Facts 2025, der heute von Plastics Europe veröffentlicht wurde, bestätigt den deutlichen und anhaltenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Kunststofferzeugung.
Nach dem Rekordeinbruch 2023 (-7,6 %) hat sich die Kunststoffproduktion in Europa 2024 leicht stabilisiert (+0,4 % auf 54,6 Mio. t). Dennoch ist der weltweite Marktanteil stark geschrumpft – von 22 % im Jahr 2006 auf nur noch 12 % im Jahr 2024. Auch die Umsätze gingen deutlich zurück: von 457 Mrd. € im Jahr 2022 auf 398 Mrd. € im Jahr 2024, ein Minus von 13 %.
Während andere Regionen einen industriellen Aufschwung erleben, setzt sich der Abwärtstrend in Europa fort. Die weltweite Kunststoffproduktion stieg 2024 um 4,1 % und seit 2018 um 16,3 %. Inzwischen stammt mehr als die Hälfte der globalen Kunststoffproduktion aus Asien (57,2 %) – allein China erreicht 34,5 % und produziert damit fast dreimal so viel wie die gesamte EU.
Benny Mermans, Präsident von Plastics Europe, erklärt: „Die europäische Kunststoffindustrie steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Während Innovationen und Investitionen auf anderen Kontinenten Fahrt aufnehmen, verzeichnet Europa sinkende Umsätze und eine verlangsamte Produktion. Unsere Region braucht dringend politische Unterstützung und Rahmenbedingungen, um Investitionen wieder anzukurbeln und resiliente, wettbewerbsfähige Lieferketten zu sichern. Europa muss jetzt handeln. Schnelles, entschlossenes Handeln ist entscheidend, um die Zukunft der heimischen Kunststoffproduktion und die strategisch wichtigen Industrien, die auf sie angewiesen sind, zu sichern.“
Europas Kunststoffhersteller leiden unter extrem hohen Energiekosten, klimabezogenen Abgaben und hohen Rohstoffpreisen. Diese Faktoren schwächen die Wettbewerbsfähigkeit und führen zunehmend zu Verkäufen und Stilllegung von Produktionsanlagen.
Das Handelsdefizit der EU27 bei Kunststoff-Polymeren hat sich 2024 leicht verbessert – von -0,8 Mio. t im Vorjahr auf -0,2 Mio. t. Grund dafür war ein Exportanstieg von 10 %. Gleichzeitig bleibt die Lage angespannt: Neue globale Zollregelungen bergen erhebliche Risiken. Die USA sind inzwischen der größte Lieferant von Polymeren nach Europa (18,9 % Marktanteil) und zugleich der viertgrößte Absatzmarkt für Kunststoffe aus der EU (7,7 %).“
Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe, betont:
„Kunststoffe sind und bleiben ein unverzichtbares Material für industrielle Resilienz, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Ein ausreichendes Maß an lokaler Produktion vermeidet übermäßige Abhängigkeit und stärkt Europas Sicherheit. Die europäische Kunststoffindustrie steht am Abgrund, da ihre Wettbewerbsfähigkeit kollabiert. In der Europäischen Kommission und in den Hauptstädten der Mitgliedstaaten müssten längst die Alarmglocken schrillen. Die politische Führung muss entscheiden, ob Europa das weltweit erste zirkuläre Kunststoffsystem aufbauen will – oder ob die Dekarbonisierung durch weitere Deindustrialisierung erfolgen soll. Der Clean Industrial Deal kann nicht schnell genug umgesetzt werden.“
Plastics Europe fordert dringend Maßnahmen der EU und der Mitgliedstaaten. Diese müssen die Energiekrise in Europa entschärfen, die Durchsetzung von EU-Recht an den Außengrenzen stärken und Investitionen in zirkuläre Kunststoffproduktion in Europa fördern. Nötig ist ein starker Markthochlauf für zirkuläre Kunststoffe durch ambitionierte Rezyklateinsatzquoten und weitere Anreize. Zusätzlich würde die Einrichtung eines „Chemicals and Plastics Trade Observatory“ helfen, Handelsströme in Echtzeit zu überwachen und ein faires Wettbewerbsumfeld zu sichern, sodass die EU-Industrie bei Bedarf schnell mit handelspolitischen Schutzmaßnahmen reagieren kann.
Europa hat seine frühere Spitzenposition bei zirkulären Kunststoffen an China und Asien verloren. Der Anteil zirkulärer Kunststoffe an der EU-Produktion lag 2024 zwar bei 15,4 %, doch dieser Wert geht vor allem auf den Rückgang der fossilbasierten Produktion seit 2018 (-18,9 %) zurück – nicht auf einen spürbaren Ausbau zirkulärer Verfahren.
Die gesamte EU-Produktion zirkulärer Kunststoffe blieb 2024 unverändert bei 8,4 Mio. t. Das mechanische Recycling stieg leicht um +2,7 % auf 7,7 Mio. t, während das chemische Recycling stagnierte (0,11 Mio. t) und biobasierte Kunststoffe um 25 % auf 0,6 Mio. t zurückgingen – aufgrund der Konkurrenz durch subventionierte Biokraftstoffe. Demgegenüber erreichte die weltweite Produktion zirkulärer Kunststoffe 43,9 Mio. t (+10 % Anteil an der Gesamtproduktion). Allein China stellte 2024 13,4 Mio. t zirkuläre Kunststoffe her – fast doppelt so viel wie Europa.
Virginia Janssens fügt hinzu: „Unsere Dekarbonisierung und die Kreislauftransformation stocken, solange eine klare politische Unterstützung fehlt. Alle verfügbaren Recyclingtechnologien sind nötig – ebenso wie wirksame marktseitige Anreize –, um die Skalierung für ein wettbewerbsfähiges Europa zu schaffen. Unsere Plastics Transition Roadmap zeigt, wie eine klimaneutrale Kunststoffproduktion in Europa erreichbar ist. Doch nur eine wettbewerbsfähige Kunststoffindustrie kann die nötigen Marktkräfte und Investitionen für die Kreislaufwirtschaft von morgen freisetzen.“
Livestream der Pressekonferenz auf der K 2025
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Über den Verband
Plastics Europe ist der paneuropäische Verband der Kunststoffhersteller mit Büros in ganz Europa. Seit über 100 Jahren prägen Wissenschaft und Innovation die DNA unserer Branche. Unsere Mitglieder stellen über 90 % aller Polymere in der EU27+3 (Norwegen, Schweiz, UK) her. Wir verstehen uns als Impulsgeber der Industrie, mit der Verantwortung, im offenen Dialog mit Stakeholdern sichere, kreislauforientierte und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Unser Ziel ist es, langfristig positive Veränderungen zu gestalten.

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