Competitivness Compass: Europas Kunststoffhersteller fordern EU-Aktionsplan für Wettbewerbsfähigkeit

Brüssel, 29. Januar 2025 – Plastics Europe begrüßt die Veröffentlichung des EU Competitiveness Compass. Die Kommission erkennt das ungenutzte Wettbewerbspotenzial der Kreislaufwirtschaft sowie die Notwendigkeit, Investitionen in das Recycling zu fördern. Die Branche ist jedoch weiterhin besorgt, da es keine gezielte Strategie für Kunststoffe gibt, obwohl sie zu den meistgenutzten Materialien in Europa gehören.

Europas Kunststoffhersteller fordern daher erneut einen Aktionsplan, der alle relevanten Akteure – darunter EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und Industriepartner – zusammenbringt, um die spezifischen Herausforderungen der Kunststoffbranche anzugehen und ihre Zukunft in Europa zu sichern. Angesichts der Größe, Bedeutung und Komplexität der Kunststoffindustrie braucht es dafür eine maßgeschneiderte politische Strategie.

Virginia Janssens, Managing Director von Plastics Europe AISBL, erklärt: „Es ist gut, dass der Competitiveness Compass zentrale Wettbewerbsprobleme der Industrie anspricht – etwa die Senkung der Energiekosten, den Abbau bürokratischer Hürden und die Schaffung eines besseren Investitionsklimas. Um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können, sind gezielte finanzielle Anreize für Innovationen im Rahmen des Green Deal nötig.“

Janssens ergänzt: „Die bittere Wahrheit ist: In ganz Europa schließen bereits Produktionsanlagen – die Kunststoffindustrie, Arbeitsplätze und Investitionen wandern ab, während die Abhängigkeit von Importen wächst. Dringende Maßnahmen sind nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Kunststoffindustrie wiederherzustellen und Europas Ziel eines klimaneutralen Kunststoffsystems zurück auf Kurs zu bringen.“

Dramatischer Rückgang der Kunststoffproduktion in der EU

Aktuelle Daten von Plastics Europe zeigen einen drastischen Rückgang der Kunststoffproduktion in der EU um 8,3 % im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022. Europas Anteil am globalen Markt ist von 22 % im Jahr 2006 auf 12 % im Jahr 2023 gefallen. Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von Kunststoffimporten aus Regionen mit weniger strengen Umweltstandards. Zum ersten Mal gab es zudem einen besorgniserregenden Rückgang der Produktion von recyceltem Kunststoff in Europa – verursacht durch eine Flut billiger Importe.

Janssens fügt hinzu: „Kunststoffe sind – neben Stahl, Metallen, Chemikalien und Beton – das Rückgrat der europäischen Industrie. Sie sind das drittmeistgenutzte Material in Europas Wirtschaft und essenziell für viele strategische Wertschöpfungsketten, darunter Digitalisierung, erneuerbare Energien, Automobilindustrie, Bauwesen, Verpackungen, Medizintechnik und Landwirtschaft. Es ist daher entscheidend, dass Kunststoffe in sektorübergreifenden Initiativen und Maßnahmen zur Sicherung kritischer Materialien berücksichtigt werden.“

Dringender Handlungsbedarf für die Kunststoffwende

„Wir brauchen dringend Unterstützung, damit unsere Transition Roadmap umgesetzt werden kann“, so Janssens. „Dies können wir nicht allein bewältigen, da wir nicht alle Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette beeinflussen können. Es ist daher zu begrüßen, dass der Competitiveness Compass das ungenutzte Wettbewerbspotenzial der Kreislaufwirtschaft anerkennt und Investitionen ins Recycling fördern will. Um dies zu erreichen, müssen die politischen Entscheidungsträger einen einheitlichen Binnenmarkt für Abfälle und wiederverwertbare Materialien schaffen und die Nachfrage nach recycelten, bio-basierten und emissionsarmen Kunststoffen stärken.“

„Entscheidend ist zudem, dass neue Recyclingverfahren wie das chemische Recycling zeitnah anerkannt werden. Das würde Investitionen in Europa erleichtern und deren Risiken reduzieren.“, so Janssens, „Ein echter Wettbewerbsfähigkeitscheck muss sicherstellen, dass alle Nachhaltigkeitsanforderungen der EU für sämtliche Produkte und Materialien auf dem EU-Markt konsequent durchgesetzt werden – auch für Importe. Das erfordert eine angemessene und sanktionsbewehrte Marktüberwachung sowie eine bessere Rückverfolgbarkeit von importierten und exportierten kreislauffähigen Kunststoffen und Produkten, etwa durch neue Zollcodes.

Über den Verband

Plastics Europe ist der paneuropäische Verband der Kunststofferzeuger mit Büros in mehreren Wirtschaftszentren Europas. Mit fast 100 Mitgliedsunternehmen, die für mehr als 90 Prozent der Kunststoffproduktion in Europa stehen, sind wir ein bedeutender Akteur der Kunststoffindustrie, mit der Verantwortung, offen und eng mit den verschiedensten Interessengruppen zusammenzuarbeiten – um sichere, kreislauffähige und ressourcenschonende Ideen und Produkte zu entwickeln. Unser Ziel ist es, den Wandel der Branche hin zu mehr Nachhaltigkeit intensiv voranzutreiben.


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